Danach gehen wir Richtung Unterkirche, und wie ich es erfahre, der wichtigste Anziehungskraft der touristischen Entwicklung des Domes ist die Umbildung und Eröffnung der Unterkirche. Statt der planlosen Ausführung und unlogischen Ordnung der Unterkirche, die für den Urnenfriedhof, für die Prachtgrabstätte, für die Kapelle und unwürdig für die Trafohäuser und Lagerräume Platz gibt, treten wir in einen reinen und befreiten Platz, wo ich fast schon die interaktive Ausstellung des Domes und Domplatzes sehe. Die Kunstaustellung, die für den kirchlichen Schatzkammer Platz gibt, den Pilgertourist, den Geschäftsmann, der auf eine Konferenz ankommt, den Jugendlichen, der einen Konzert anschaut, den Studenten, der im Pilgerbuffet neben einem Kaffee in seinen Notizen blättert, die Kinder auf einem Klassenausflug, den Kinofan, der auf eine Filmvorführung angereist ist, den neugierigen Ausländer oder ein Marketingexperte, der nach exklusive Veranstaltungsplätze jagt. Es ist ein moderner, abgeklärter, einfacher, geräumiger, durchschaubarer, funktionsgerechter, dennoch sakraler und außerordentlich spannender Platz, wo neben den Prachtgrabstätten das lebende, pulsierende und bewegte Gegenwart vorzüglich auskommt. Es ist ein interessantes Ausflug zwischen den Jahrhunderten.
Aus dem „Keller“ sind wir Richtung „Dachkammer“ gegangen. Trotz Temperaturen von 40 Grad Celsius war es keine Frage, ob wir den westlichen Turm bis ganz oben besteigen. Das Panorama ist unauslassbar, und natürlich ist auch wichtig, das einige Stockwerke lebendig werden. In den jetzt ausgestalteten kleinen Räumen, gemeinschaftlichen Stuben kann man individuelle Beschäftigungen, Fachzirkel und Unterrichtsstunden halten, die Fundus der Ideen sind unerschöpflich, das wichtige ist nur, dass es benutzt wird. Im akustischem und physischem Sinn sichern die schließbaren „Gehäuse“ für die anwesenden und Touristen Ungestörtheit, aber können auch genauso ins Geschehen einziehbar sein, wenn es sein muss. Der Turm ist bis zum Balkon der umkreisbaren Aussichtsturm besuchbar, die Wendeltreppe führt durch den Glockenplatz. Übrigens sorgt der Aufzug unter der östlichen Turm für das barrierefreie Verkehr im Gebäude.
Vom Turm abwärts, bevor wir in Richtung Dömötör Turm und Freilichtbühne gehen, bleiben wir ein bisschen in der Kirche zum Ausruhen, Abkühlen, Beachten und Staunen.
Draußen ist es noch immer brennend heiß, während wir auf den Stahltreppen des Dömötör Turmes heraufsteigen. Inzwischen höre ich von László Váncza, dass der Turm eine überragende mittelalterliche Erinnerung der Architekturgeschichte ist, die mit ihrer einmaligen Wert seltener, nahezu alleinstehender Vertreter der tiefländischen mittelalterigen Architektur ist. Die Arbeiten der Renovierung schmiegen sich organisch zur letzten Struktur, das von Béla Rerrich in den 30-er Jahren erschaffen wurde. Der Turm mit mittelalterlichen Traditionen dient als heilige Taukapelle. Die originale Funktion der Kapelle wurde zurückgestellt, und rekonstruierten somit die überwältigende Aura der ins liturgische Raum komponierte Wandgemälde von Vilmos Aba-Novák. Im ersten Stock hat ein interaktiver Schauplatz Platz bekommen, aber unter allem wurde das „Tor des Lebens“ genannte Schmiedeeisen Tor auch restauriert. Ich erfahre auch, dass am Domplatz die Arkade der kirchlichen Gebäudeflügel auch erneuert wird, und das diese Strecke der Nationalen Pantheon Taubenschaden Schutz bekommt.
Von hier führt unser Weg direkt zu der Bühne der Szegeder Freilichtspiele, das schon seit Jahrzehnten untrennbar vom Dom und dem Domplatz ist. Zur Wahrheit gehört, die Untrennbarkeit bedeutete, dass die Hauptfassade des Domes als Kulisse der Vorträge diente, während der Haupteingang praktisch unbenutzbar wurde. Die Renovierung des Domes wirkte natürlich auf die Benutzung des Platzes, sowie auf die Spiele aus. So drehte sich das Theater um – die Bühne und der Zuschauerraum auch – und zwischen den akademischen Gebäuden kam ein ganz neuer, drehbarer Bühnensystem. Die Beleuchter- und Beschallungtürme, bzw. die Umkleideräume der Schauspieler sind auch neu. Mit dieser neuen Lösung hat sich das Bildwelt der Freilichtspiele mit einer ganz neuen Möglichkeit bereichert, und die Erneuerung der zwei Stadtsymbole stärkt die Meinung, dass der Platz der Mittelpunkt des Stadtlebens ist.
Nach mehreren Stunden herumschlendern, betrachten, Geschichte, Vergangenheit und Gegenwart, und nach unzählige Informationen verdaue ich die gesehenen im klimatisiertem Wohnzimmer. Was braucht man, damit dieser wunderbarer Platz von kunsthistorischen und architektonischen Definitionen und Lösungen hervortretend nicht „nur“ eine Kathedrale bleibt? Was ist der Punkt, wenn aus eine Wohnung ein zu Hause wird? Wann und wodurch kommt das „Gras betreten frei“ Gefühl, wenn unser nacktes Fuß das taufrisches Gras berührt, und uns zum elementaren und viszeralen Erlebnis bringt?
Dann ist mir ein Film (Glauben ist Alles!) eingefallen. Es ist amerikanisch, romantisch und ein bisschen frei interpretiert, aber ich glaube es beantwortete meine Fragen.
„Man sagt, Gott hat immer geglaubt, dass die fremden Menschen freundlich zu einander werden. Das bedeutet dieser Platz auch: wir müssen besser auf einander aufpassen, damit wir besser als Gemeinschaft wirken können. Es handelt sich darum, wie wir aneinander glauben… Das wir ein Teil von etwas größerem sind, und irgendwo tief aneinander hängen. Wenn wir auf diesem Platz kommen mit unseren Freunden und Familienmitglieder, und mit Fremden Leuten und unseren Geliebten sprechen, dann können wir diese Verbindung fühlen. Und am Ende kommt raus, dass wir als Gemeinschaft gut funktionieren.“
Es gibt wenige wichtige Sachen heutzutage. Also kommen Sie ans Platz und ins Dom. Benutzen Sie es. Sprechen und diskutieren Sie drüber, entdecken Sie es. Beten, lachen, weinen, meditieren und amüsieren Sie sich. Und so wird ein wahres „zu Hause“ davon.